«Im Ayurveda wird ein Mensch als gesund bezeichnet, dessen Stoffwechsel und Verdauung ausgeglichen sind, dessen Körpergewebe und Ausscheidungsfunktionen normal funktionieren und dessen Selbst, Geist und Sinne sich permanent in einem Zustand vollkommenen Glücks befinden.»

Sushruta Samhita, XV, 38.

 

Prakrtiti bezeichnet die Natur oder die Konstitution, die ein Mensch von Geburt an mit sich bringt und diese verändert sich im Laufe des Lebens nicht signifikant. Laut Ayurveda wird die Grundkonstitution schon bei der Empfängnis festgelegt. Dazu gehören physische, geistige und emotionale Eigenschaften.

 

Prakriti stellt das ideale Gleichgewicht der Doshas dar und so gesehen ist jeder Mensch eine im wahrsten Sinne einmalige Schöpfung. Eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit und das Wohlergehen im täglichen Leben ist es, unsere Natur zu erkennen und danach zu leben. Wer seine Prakriti kennt ist in der Lage seinen Lebensstil, seine Diät, seine berufliche Tätigkeit und seine Umgebung entsprechend auszurichten, um die bestmögliche Balance in seinem Leben aufrecht zu erhalten.

 

Einzigartigkeit jedes Menschen

Ayurveda betrachtet jeden Menschen als einzigartiges Individuum, das sich aus dem Zusammenspiel der zahllosen Eigenarten der drei Doshas – Vata, Pitta und Kapha – und den drei Gunas – Sattva, Rajas und Tamas ergibt.

 

Vata, Pitta und Kapha beschreiben die körperliche Verfassung, genannt Deha Prakriti.

 

Sattwa, Rajas und Tamas stehen für die mentale Verfassung, genannt Manasa Prakriti.

 

Gerät Prakriti aus dem Gleichgewicht, verändert sich die Konstitution und Ungleichgewichte können entstehen. Am besten ist es daher, wenn das Ungleichgewicht bereits im Anfangsstadium harmonisiert werden kann.

 

Das aktuelle Dosha-Gefüge ist ebenfalls abhängig vom Lebensalter, der beruflichen Tätigkeit, der jeweiligen Tages- oder Jahreszeit, von Umwelteinflüssen, der Ernährung und den eigenen Gewohnheiten. Da die Konstitution von vielen Faktoren abhängt, ist es nicht so einfach, diese zu bestimmen. Die Zusammensetzung der Doshas kann sogar auf der physischen und geistigen Ebene unterschiedlich sein.

 

Konstitutionstypen im Ayurveda

Eine Tridosha Konstitution (Vata, Pitta und Kapha zu gleichen Anteilen) wird laut Ayurveda als ideal angesehen, weil die biologischen Kräfte ausgewogen sind, während eine Mono-Konstitution schneller aus dem Gleichgewicht gerät. Reine Vata, Pitta oder Kapha Typen sind jedoch eher selten. Die meisten Menschen sind eine Mischung von 2 – 3 Doshas. Die allgemeine Wirkung der Doshas auf den Organismus verändert sich im Laufe des Lebens.

 

Die Kindheit und Jugend bis etwa zum 30. Lebensjahr ist normalerweise von Kapha, dem strukturgebenden Prinzip bestimmt. In der Zeit der Schaffenskraft bis ca. 60 Jahre herrscht das Pitta Prinzip vor. Es folgt die Zeit des Wandels und der geistigen Reife, die vom Vata Prinzip bestimmt wird.

 

Im Ganzen gibt es zehn verschiedene Konstitutionstypen, deren Eigenschaften von einem oder mehreren Doshas bestimmt werden, wodurch sich die Körpermerkmale vermischen. Die Doshas passen sich ständig den aktuellen Erfordernissen an, legen aber trotzdem bestimmte Attribute fest, z. B. welchen Körperbau, welche Talente, welche Vorlieben und Neigungen ein Mensch besitzt. Die Beschreibung der Konstitutionstypen aus Sicht des Ayurveda ist sehr komplex und unterliegt zahlreichen Einflüssen.

 

Dosha Typen:

  • Vata – Elemente Luft und Äther
  • Pitta – Element Feuer (und etwas Wasser)
  • Kapha – Elemente Wasser und Erde
  • Vata-Pitta
  • Vata-Kapha
  • Pitta-Vata
  • Pitta-Kapha
  • Kapha-Vata
  • Kapha-Pitta
  • Vata-Pitta-Kapha (Sama-Dosha)

 

Es gibt keine gute oder schlechte Bewertung der einzelnen Dosha-Zusammensetzungen, denn jede hat ihre eigenen Vorzüge oder Schwächen.

Zum Dosha Test

 

Vikriti

Geraten die Doshas eines Menschen aus dem Gleichgewicht, entspricht das Gefüge nicht mehr der Grundkonstitution (Prakriti). Diesen veränderten Zustand nennt man im Ayurveda Vikriti. Ist eine Unausgewogenheit der Doshas vorhanden, sollte diese in einem früher Stadium harmonisiert werden. Bestimmte Anzeichen und Veranlagungen können aber darauf hindeuten, dass sich Ungleichgewichte entwickeln.

 

Der Ayurveda Therapeut beurteilt immer zuerst das derzeitige Befinden, also Vikriti.

 

In der westlichen Welt wird die Mehrheit der Störungen der Doshas durch Vata ausgelöst,  z.B. durch Stress, unvernünftige Lebensgewohnheiten und Umweltbelastungen. Befindet sich ein Mensch in Vikriti heisst dies, das ein Ungleichgewicht der Doshas vorhanden ist. Geeignete Lebens- und Ernährungsempfehlungen sollen den Grundzustand – Prakriti – wiederherstellen.

Regelmässigkeit der Tagesroutine, der Mahlzeiten und Ruhephasen sind daher zur Vata-Reduzierung stets angezeigt. Der Ayurveda Therapeut kann auch spezielle Kräuterkombinationen zur Unterstützung empfehlen.

 

Bei der Bestimmung von Prakriti und Vikriti muss zwischen dem Typ und der festgestellten Störung unterschieden werden. Es geschieht oft, dass Symptome einer Störung von Vata, Pitta oder Kapha als Merkmale der Prakriti, also des Typs einer Person, fehlgedeutet werden.

 

Die Therapie richtet sich zuerst nach den Störungen der Doshas, wobei der Konstitutionstyp mitberücksichtigt wird.

 

Entstehung von Ungleichgewichten

Im Ayurveda wird die Entwicklung eines Ungleichgewichts im Körper in sechs Stadien beschrieben:

  1. Die Ansammlung der Doshas (Ungleichgewichte) an ihren eigenen Orten im Körper wird im Sanskrit» Sanchaya« genannt.
  2. Die Verschlimmerung des Ungleichgewichts wird »Prakopa« genannt.
  3. Das Ausbreiten der Doshas im ganzen Körper heisst »Prasara«.
  4. Die Lokalisierung in einem Körperbereich und das Auftreten erster Symptome wird »Sthana Samsraya« genannt.
  5. Volles Auftreten des Ungleichgewichts heisst »Vyakti«.
  6. Das Ungleichgewicht wird chronisch: »Bheda«.

  

Bewährte ayurvedische Anwendungsmethoden, um Gleichgewichte der Doshas zu harmonisieren, sind z.B. Panchakarma-Kuren, die unter Aufsicht eines Ayurveda Arztes oder –Therapeuten durchgeführt werden.

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