Das Sanskrit Wort Sthapan bedeutet erstellen oder etablieren. Das Wort Veda steht für Wissen im Sinne von Wissen vom Naturgesetz. Sthapatya Veda symbolisiert die kosmische Ordnung. Als Sthapatya Veda oder auch Vastu wird die traditionelle Vedische Architektur bezeichnet. Genauso wie Ayurveda gründet auch Sthapatya Veda in der uralten Vedischen Tradition.

Ein Gebäude, das nach den Gesetzmässigkeiten von Sthapatya Veda erbaut worden ist, soll dessen Bewohnern spirituelles und materielles Wohlbefinden bringen, indem es nur entwicklungsfördernde Einflüsse generiert. Die gleichen kosmischen Gesetze, welche das Universum organisieren, sind in der Gebäudestruktur eines VastuHauses verankert.

Um den harmonisierenden Vastu Effekt eines Gebäudes erfahren zu können, beschreibt die Vedische Architektur verschiedene Grundprinzipen, die es bei der Wahl des Grundstücks und dem Bau des Hauses zu beachten gilt:

 

  1. Korrekte Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen

Die Ausrichtung eines Gebäudes exakt nach den Himmelrichtungen erachtet Sthapatya Veda als sehr wichtig für die Lebensqualität seiner Bewohner. Dabei sollte der Eingang im Osten oder allenfalls im Norden liegen.

 

  1. Richtige Raumaufteilung

Wenn die Sonne während des Tages (scheinbar) über das Himmelszelt wandert, ändern sich die Qualitäten ihrer Energie. In einem nach Vastu Richtlinien erbauten Haus stimmen die Aktivitäten, die in den verschiedenen Räumen ausgeübt werden, mit den entsprechenden Qualitäten der Sonne überein.

 

  1. Richtige Proportionen

Proportionen und Masse eines Hauses, die den kosmischen Gesetzmässigkeiten entsprechen und sie abbilden, stärken die Verbindung des Individuums mit der allem zugrunde liegenden kosmischen Intelligenz.

 

  1. Die 5 Elemente

Den Ecken und dem Mittelpunkt eines Vastu Hauses werden die Elemente Feuer, Erde, Luft, Wasser und Raum (Äther) zugeordnet.

Feuer: Der natürliche Platz des Feuerelementes ist der Südosten eines Grundstücks oder Gebäudes. Dies ist der richtige Platz für die Küche, die Heizung oder eine offene Feuerstelle.

Erde: Der natürliche Platz der Erde ist der Südwesten. Als schwerstes Element schenkt diese Ecke Stabilität, Ruhe und Erholung.

Luft: Der Nordwesten eines Grundstücks oder Gebäudes ist der natürliche Platz des Luft Elementes. Diese Ecke beinhaltet Bewegung und Veränderung. Büros und Gästezimmer können hier eingerichtet werden.

Wasser: Der Nordosten ist der geeignete Platz für ein Gewässer. Dies kann ein natürlicher See sein oder auch ein angelegter Teich oder ein plätscherndes Wasserspiel. Der Nordosten ist laut Sthapatya Veda ausserdem der richtige Ort für Räume, die der Meditation und anderen spirituellen Tätigkeiten dienen.

 Raum (Äther): Raum ist das feinste Element und dadurch der ruhende Pol im Haus. Sein ganz besonderer Platz liegt im definierten Zentrum des Gebäudes – dem Brahmastan –  von wo aus er den anderen vier Elementen ihren natürlichen Platz zuweist.

 

  1. Natürliche Materialien

In Vedischen Zeiten wurden die Gebäude ganz selbstverständlich mit lokal vorkommenden, natürlichen Materialien wie Stein, Holz, Ziegel, Lehm usw. gebaut. Auch in der heutigen Zeit sollen beim Bau eines Vastu Hauses gesunde Baustoffe, Dämmstoffe und Farben verwendet werden.

 

  1. Sthapatya Veda beschreibt noch weitere Kriterien wie das Gefälle und die Form des Grundstücks, Einflüsse der Umgebung wie Gewässer und Berge, Zeitpunkt des Sonnenaufgangs und der richtige Moment für den Spatenstich, die Grundsteinlegung und den Einzug ins neue Haus.

 

Traditionelles Wissen – gestern und heute

Das umfassende Wissen der Vedischen Architektur stammt aus einer uns fernen Zeit, doch die universellen Gesetzmässigkeiten, die damals von weisen Menschen erkannt worden sind, tragen auch heute noch zu einer gesunden Bauweise und einem glücklichen Leben bei. Da die Vastu Richtlinien universell und zeitlos sind, gelten sie in jeder Zeitepoche, Kultur und können jeden architektonischen Stil bereichern.